Was Werder so besonders macht
Historiker und Archivare haben Werders Stadtgeschichte in einem Buch in den historischen Kontext der brandenburgischen Landesgeschichte gestellt

Bei einer Historikertagung zum 700. Stadtjubiläum im März 2017 in Werder (Havel) haben renommierte Historiker und Archivare aus Berlin-Brandenburg Schlaglichter auf die der Entwicklung Werders und seiner Bürgerschaft von der urkundlichen Ersterwähnung 1317 bis zum Untergang der DDR 1990 geworfen. In fünf Vorträgen ordneten sie die Vorgänge und Verhältnisse der Stadt in den Gang der brandenburgischen Landesgeschichte ein.
Zunächst gab es den Plan, die Vorträge im Nachgang in einer kleinen Broschüre zu veröffentlichen, allerdings ist auf Wunsch und unter Mitwirkung der Beteiligten weit mehr daraus geworden: Jetzt liegt aus dem Lukas-Verlag der 309-seitige Band mit dem Titel „Eine ganz besondere Stadt. 700 Jahre Werder (Havel)“ vor.
Die Stadt Werder und die Brandenburgische Historische Kommission e.V. haben das Erscheinen finanziell unterstützt, die Autoren auf ein Honorar verzichtet. Bürgermeisterin Manuela Saß, Herausgeber Klaus Neitmann sowie Wolfgang Radtke und Hartmut Röhn, die jeweils eines der Buchkapitel geschrieben haben, haben den Band in einem Pressegespräch am Donnerstag, den 3. Juni, vorgestellt.
„Den beteiligten Wissenschaftlern ging es bei der Befassung mit unserer Vergangenheit wie vielen Werderanern im Jubiläumsjahr und wie den Autoren unserer siebenbändigen Chronik: Sie haben Feuer für unsere Stadtgeschichte gefangen, dafür möchte ich Danke sagen“, so Bürgermeisterin Manuela Saß. „Die Stadt hat das Erscheinen des Bandes gern gefördert – nicht zuletzt in der Hoffnung, dass er dazu einlädt, weiter zu forschen, ob von engagierten Laien oder versierten Wissenschaftlern.“
Klaus Neitmann selbst schrieb in dem Band neben Vorwort und Einleitung das Eingangskapitel über die Zeit zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert, in der sich Werder vom Lehniner Klosterstädtchen zum kurfürstlichen Amtsstädtchen entwickelte. Frank Göse betrachtete unter der Überschrift „Zwischen landesherrlicher Reglementierung und beschränkter Selbstverwaltung“ die Zeit zwischen dem Dreißigjährigen Krieg bis zur Preußischen Städtereform.
Die Frage, wie sich Werder „zu einer ganz besonderen Stadt“ entwickelte, beantwortet Wolfgang Radtke in seinem Kapitel über das 19. Jahrhundert. Der Historiker Hartmut Röhn widmete sich unter der Überschrift „Die ,Blütenstadt‘ wird braun“ dem Zeitabschnitt der Weimarer Republik und NS-Herrschaft. Nicht zuletzt wandte sich der im vergangenen Jahr verstorbene Zeithistoriker Burghard Ciesla in dem Buch umfassend und vielschichtig der „Havelstadt Werder im Sozialismus“ zu. Dieser Zeitabschnitt umfasst etwa die Hälfte des Bandes.
Was ist es also nun, das Werder (Havel) so besonders macht? Für Herausgeber Klaus Neitmann ist es der Obstbau, der den Ruf der Stadt weit über die Grenzen der Provinz Brandenburg hinaustrug. „Er bestimmte vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart Wohl und Wehe ihrer Bürgerschaft nicht ausschließlich, aber doch mehr als jeder andere Wirtschaftszweig und erhob letztlich durch die Art der Produktion und der Vermarktung Werder in den Rang einer ganz besonderen brandenburgischen Stadt.“
Klaus Neitmann (Hg): „Eine ganz besondere Stadt. 700 Jahre Werder (Havel) im Rahmen der brandenburgischen Landesgeschichte.“ Lukas Verlag Berlin 2020.
Das Buch ist unter der ISBN-Nummer 978-3-86732-316-1 im Buchhandel erhältlich und kostet 25 Euro, als E-Book 20 Euro.
Werder (Havel), 4.06.2021