Ein echter Kaiser-Sommer
Fielmanns Kulturstiftung hat der Stadt ein Oswald-Gette-Bild von 1905 geschenkt. Es bekommt einen repräsentativen Platz beim Heimatverein.
Kerstin Neitzel von der Fielmann AG, Bürgermeisterin Saß und Heimatvereins-Chef Schulz mit dem Bild "Kleinstadtsommer".
Die Stadt Werder (Havel) hat von der Kulturförderung der Fielmann AG ein Gemälde von Oswald Gette geschenkt bekommen. Es handelt sich um ein Motiv des Marktplatzes von 1905. Bildtitel: „Kleinstadtsommer". Fielmanns Kulturförderung ersteigerte das mit dickem Pinselstrich gemalte Ölgemälde bei einer Auktion. Bürgermeisterin Manuela Saß übergab es mit Kerstin Neitzel von der Fielmann AG am Mittwoch dem Heimatverein Werder(Havel) als Dauerleihgabe. Es bekommt einen repräsentativen Platz im Vereinssitz in den Werderwiesen 1.
Ein Hagemeister-Schüler, der öfter in Werder war
Oswald Gette (1872-1941) war ein Schüler des bekannten Werderaner Malers und Ehrenbürgers Karl Hagemeister. Oswald Gette hatte, womöglich durch seinen Lehrer, eine Verbindung zu Werder und nutzte die pittoreske Lage und die Altstadtgässchen immer wieder als Motiv. Er stammte aus Grazudenz (jetzt Grudziądz, Polen), studierte Malerei an der Königlichen Akademie der Künste in Berlin und wohnte im Stadtteil Friedenau.
Die Bildsignatur von Oswald Gette trägt auch das Jahr 1905 als Entstehungsdatum.
Das vom Impressionismus beeinflusste Bild „Kleinstadtsommer" zeigt den durch mehrere Frauen und Mädchen in langen Kleidern belebten Marktplatz von Werder (Havel) mit der damals zentralen Siegessäule. Der einzige Mann auf dem Bild mit Strohhut und Schürze, vielleicht ein Geschäftsinhaber, fegt den Platz mit einem Besen. Selbst die üppigen Baumkronen scheinen die Menschen hier kaum vor dem gleißenden Sonnenlicht zu schützen.
Heimatvereins-Chef bestätigt: Das ist Werder zur Kaiserzeit
Während es bei der Bildauktion noch geheißen hatte, es sei „nicht eindeutig nachzuweisen", ob es sich bei dem Motiv um Werder (Havel) handelt, erfolgte am Mittwoch durch den Heimatverein die Klarstellung. Vereinsvorsitzender Erhard Schulz versicherte: „Das ist ganz eindeutig der Marktplatz im Jahr 1905, dass lässt sich nicht nur mit alten Postkarten abgleichen."
Erhard Schulz hat im Jahr 2013 einen Artikel in den Heimatgeschichtlichen Beiträgen zu der Siegessäule geschrieben, die 1905 auf dem Marktplatz gestanden hat.
Erhard Schulz identifiziert Werder einerseits an Details der „kleinen Siegessäule" in Erinnerung an die Schlacht von Sedan, über die er selbst in den Heimatgeschichtlichen Beiträgen 2013 recherchiert hat. Sie wurde im Zuge einer geplanten Umgestaltung des Marktplatzes im Jahr 1938 abgebaut. Anderseits erkannte Erhard Schulz das rote Haus mit Schmuckgiebel wieder, das mal an der Nordostseite des Marktes gestanden hatte. „Ein Schulkamerad hat dort gewohnt. Das Haus wurde erst in der DDR-Zeit abgerissen."
Bürgermeisterin Manuela Saß hatte die Bildübergabe bei der Jahreshauptversammlung des Heimatvereins am Vorabend bereits angekündigt, dort war die Freude darüber groß. „Man muss sich auch nur kurz mit Herrn Schulz über das Motiv unterhalten, um zu erkennen, dass das Bild beim Heimatverein genau richtig ist", so die Bürgermeisterin. „Ich wäre kein bisschen überrascht, wenn es demnächst noch einen zweiten Teil zum damaligen Artikel in den Heimatgeschichtlichen Beiträgen geben wird."
Karin Watzke vom Heimatverein zeigt ein Havelmotiv von Oswald Gette in einem Kalender. Das Bild befindet sich im Besitz der Havelländischen Malerkolonie in Ferch.
Bürgermeisterin dankt Kulturförderung von Fielmann
Manuela Saß dankte der Kulturförderung der Fielmann AG für das Geschenk. „Als mich die Frage erreichte, ob wir ein Bild mit einem historischen Stadtmotiv geschenkt haben wollen, war ich erstmal platt. Normalerweise erreichen mich Anfragen, die ganz anderer Natur sind." Kerstin Neitzel, Niederlassungsleiterin der Fielmann AG in Brandenburg an der Havel, erklärte, wie die Kulturförderung des Unternehmens funktioniert.
Bundesweit werden kleine und mittlere Museen, Archive, Bibliotheken und Kommunen unterstützt. In Brandenburg wird dieses gesellschaftliche Engagement von Kerstin Neitzel getragen. „Man könnte sagen, dass Kunst und Kulturgut an die Orte und in die Öffentlichkeit gebracht werden sollen, wo sie ihre Geschichte entfalten können und Teil der gemeinsamen kulturellen Geschichte sind", so Kerstin Neitzel. „Das passt in diesem Fall ja ganz wunderbar."

Diese historische Aufnahme zeigt: Zur Zeit, als Oswald Gette das Bild gemalt hat, fuhr die Pferde-Straßenbahn zum Marktplatz. In seinem Gemälde spielt das keine Rolle.
Werder (Havel), 23.02.2023