Einwohnerversammlung zur Zukunft des Baumblütenfestes

Mit einer Einwohnerversammlung hat am 4. November ein Einwohnerbeteiligungsverfahren für die Zukunft des Baumblütenfestes begonnen. Rund 260 Werderaner nahmen daran teil

Mit einer Einwohnerversammlung hat am 4. November ein Einwohnerbeteiligungsverfahren für die Zukunft des Baumblütenfestes in Werder (Havel) begonnen. Im Saal der Bismarckhöhe gab es an drei Stationen Informationen zum Einwohnerbeteiligungsverfahren, zu den Gründen der Festabsage 2020 und zu Aktivitäten, die trotz des Ausfalls auch im kommenden Jahr möglich sein sollen. An einer vierten Station konnten Bürger erste Ideen für das künftige Baumblütenfest ab 2021 einbringen.

Ideen für ein neues Baumblütenfest ab 2021
Bürger konnten bei der Einwohnerversammlung erste Ideen für das künftige Baumblütenfest an einer Pinwand anbringen und mit Bürgermeisterin Manuela Saß darüber diskutieren. Es zeigte sich ein differenziertes Bild: Viele Einwohner wünschen sich mehr Kleinteiligkeit, mehr Regionalität und mehr Familienangebote beim Baumblütenfest. Vielfach wurden die Blütenrundfahrten und die Baumblüte in den Obstplantagen befürwortet. Zugleich gab es Fürsprecher für den Erhalt von Angeboten auch im Stadtgebiet.

Das Fest, so hieß es mehrfach an den Pinwänden, sei für die Stadt in der bisherigen Form kein Imagegewinn mehr. „Zu viel Alk, zu wenig Inhalt“, schrieb ein Einwohner. Ein kontrovers diskutiertes Thema war, ob und wo Fahrgeschäfte aufgestellt werden können. Mehrere Bürger äußerten, dass die Stadt die Festorganisation in der eigenen Hand behalten und keinen externen Partner suchen sollte.

Es gab aber auch einzelne Stimmen, die sich wünschten, das Fest in seiner bisherigen Form weiterzuführen. „Die ganze Stadt will mitfeiern inklusive Insel“, hieß es auf einem Zettel. Für Bürgermeisterin Manuela Saß wurde nach den zahlreichen Gesprächen mit Einwohnern derweil deutlich: „Es gibt bei diesem Thema Baumblütenfest sehr unterschiedliche Meinungen, aber die Mehrheit der Werderaner will kein weiter so.“

Thema Einwohnerbeteiligung
Die Themen an der Pinwand sollen bei einer Online-Umfrage vertieft werden. Sie soll ein möglichst genaues Bild davon geben, was die Werderaner am Blütenfest gut finden, was verändert werden soll und welche Ideen es für die Zukunft gibt. In öffentlichen, gelosten und in Fach-Workshops sollen die Ergebnisse der Umfrage diskutiert werden und Varianten für ein neues Festkonzept entwickelt werden.

Auf der Homepage der Stadt und in Pressemitteilungen wird über die einzelnen Schritte informiert und aktuelle Stände mitgeteilt. Ansprechpartner für das Einwohnerbeteiligungsverfahren ist der Referent für Einwohnerbeteiligung der Stadtverwaltung, Dr. Linus Strothmann. Wie es dann im Jahr 2021 mit dem Baumblütenfest weitergeht, entscheiden abschließend die Stadtverordneten. 

Thema Vergabeverfahren
An einer weiteren Station ging es um die Gründe, aus denen das Baumblütenfest für das kommende Jahr abgesagt werden musste. Werders 1. Beigeordneter Christian Große gab Informationen mit einem Vertreter der Rechtsanwaltskanzlei Dombert, die das Vergabeverfahren geführt hatte. Eine Zuschlagserteilung auf das im Verfahren eingegangene Angebot sei nicht in Betracht gekommen, weil wesentliche Zielvorstellungen und Vorgaben aus den Vergabeunterlagen nicht erfüllt gewesen waren, so Christian Große.

Beispielhaft nannte er die Risiko- und Kostenverteilung zwischen der Stadt und dem potenziellen Konzessionsnehmer, die Laufzeit der ausgeschriebenen Konzession, die Haftung des Konzessionsnehmers und der Vorbehalt der Abänderung des Veranstaltungsortes aufgrund von Sicherheitsaspekten. Die Vorgaben resultierten aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre. Eine Abänderung wäre vergaberechtlich unzulässig gewesen.

Thema „Baumblüte in Höfen und Gärten 2020“
Schließlich gab es eine Station, an der darüber informiert wurde, welche Aktivitäten trotz des Ausfalls des Baumblütenfestes im kommenden Jahr dennoch möglich sein werden. Dazu gab es erste Gespräche. Nach der Absage des Festes soll es zwar keine Festmeile geben. Das Öffnen der Höfe im Obstpanoramaweg und der Stadtgärten soll aber dennoch möglich sein und werde von der Stadt unterstützt, wie der Werders Marketing-Sachgebietsleiter Stefan Marten erläuterte.

Die Stadt könne sich vorstellen, den Hohen Weg zum Monatswechsel April/ Mai für zwei Wochenenden und den 1. Mai zu sperren und die Koordinierung von Aktivitäten der Akteure zu übernehmen. In einer eigens gegründeten Interessengemeinschaft Hoher Weg haben sich acht Gartenbesitzer organisiert, die ihre Gärten öffnen wollen. Der Werdersche Obst- und Gartenbauverein will die Plantagen am Obstpanoramaweg öffnen. Baumblütenlauf und Festumzug möchte der Stadtsportbund organisieren.

Fazit
„Die Veranstaltung war in dieser Form ein Experiment und die Akustik auf der Bismarckhöhe war bei rund 260 Gästen leider nicht optimal“, räumte Bürgermeisterin Saß nach der Einwohnerversammlung ein. Man werde daraus lernen. In der Evaluationsbögen, die die Veranstaltungsteilnehmer ausfüllen könnten, habe sich aber auch gezeigt, dass vor allem Betroffene ihre Vorschläge und Wünsche einbringen und sich zu Wort melden konnten.

Manuela Saß: „Diese Möglichkeiten hätte es in einer klassischen Podiumssituation, in der oft nur wenige aus dem Publikum zu Wort kommen, womöglich nicht gegeben. Insofern war die Veranstaltung auf Augenhöhe letztendlich ein Versuch, es anders zu machen.“

Werder (Havel), 5.11.2019