Aus Einwohnervotum wird Konzept
Die Stadt hat eine Dokumentation des Beteiligungsverfahrens zur Zukunft des Baumblütenfestes an die Berliner Agentur Groskopf übergeben
Heiko Schmidt-Dworschak war einer der gelosten Einwohner Werders, die an der Workshopwoche zur Zukunft des Baumblütenfestes ab 2021 teilgenommen haben. Am Dienstagabend war er Gast im Ausschuss Ausschuss für Soziales, Bildung, Kultur, Sport und Ordnung.
Zunächst sei er skeptisch gewesen, ob er den Workshoptermin im Februar überhaupt wahrnehmen soll, erzählte er. Am Ende war er froh, mitgemacht zu haben. „Das war eine wirklich konstruktive Atmosphäre und es wurden sogar Vorschläge aufgenommen, die sich undurchführbar anhörten.“
Im Ausschuss hat der Referent für Einwohnerbeteiligung der Stadtverwaltung, Dr. Linus Strothmann, am Dienstagabend eine Dokumentation zum Einwohnerbeteiligungsverfahren für das künftige Baumblütenfest präsentiert. Heiko Schmidt-Dworschak stellte seinen Einzelvorschlag aus dem Workshop persönlich vor. Überschrift: Transparenz.
Er wünsche sich mehr Klarheit an den Ständen. „Wenn ich eine Bratwurst esse, wüsste ich gern, dass sie von einem regionalen Unternehmen kommt.“ Seine Idee: Regionalität sollte künftig nicht nur bei der Standvergabe wichtig sein. An den Ständen sollte die Herkunft der Betreiber und Produkte auch für Besucher kenntlich gemacht werden, zum Beispiel durch QR-Codes, die auf Internetseiten mit weiteren Informationen führen.
In der Workshopwoche sind auf Formblättern insgesamt 64 solcher Ideen von Einwohnern ausgeführt und bewertet worden. Die Verlegung des Baumblütenlaufs auf die Insel oder die Stärkung der Höfe und Gärten durch einfache Anmeldeverfahren oder Chorkonzerte gehörten dazu. In einem geschlossenen Jugendworkshop gab es die Idee, nach dem Vorbild der Weltkindertagsveranstaltung zum Baumblütenfest einen Kinder- und Sporttag einzuführen.
Die Groskopf Consulting e.K. aus Berlin hat in den nächsten Monaten die Aufgabe, aus der im USB-Stick überreichten Dokumentation des Einwohnerbeteiligungsverfahrens ein Basiskonzept für die Zukunft des Baumblütenfestes in Werder ab 2021 zu erstellen. Die Dokumentation mit 480 Seiten beinhaltet neben den Workshopvorschlägen auch die Ergebnisse einer Einwohnerversammlung und einer Onlineumfrage.
In allen drei Schritten konnten sich Werderaner in die künftige Festausrichtung einbringen. Aus dem Gesamtprozess ergaben sich Empfehlungen für den Festcharakter, den Festinhalt und die Festorganisation, die Linus Strothmann in der Ausschusssitzung aus seiner Sicht zusammenfasste.
Demzufolge solle das Baumblütenfest ein Volksfest für alle bleiben, bei dem die Höfe und Gärten im Mittelpunkt stehen. Unter anderem mit besseren Orientierungs- und Mobilitätsangeboten sollen die Plantagen als Festschauplatz gestärkt werden. Aber auch dezentrale Schauplätze wie die Inselstadt und der Hohe Weg sollen bei der Neuausrichtung eine Rolle spielen.
Mit Angeboten von Vereinen, Gastronomen und Erzeugern solle einer breiten Zielgruppe der Charme der Blütenstadt vermittelt werden. Ein Weindorf auf dem Inselmarkt, Sportevents und Entspannung auf der Regattastrecke, eine Bühne auf der Bismarckhöhe und ein kleiner Familienrummel waren Themen, die die Werderaner im Beteiligungsverfahren immer wieder diskutierten.
Regionalität und Nachhaltigkeit sollten nach den Wünschen der Einwohner bei der künftigen Festausrichtung eine wesentliche Rolle spielen, so Linus Strothmann. Ein Mehrwegbechersystem und Trinkwasserbrunnen stünden auf der Wunschliste der Werderaner weit oben. Die Stadt soll die Hoheit über Preise, Standvergabe, Regeln und Programm bekommen.
Über eine geeignete Organisationsstruktur soll noch vor der Sommerpause entschieden werden. Jens Großkopf von der Groskopf Consulting e.K. freut sich auf die Zusammenarbeit mit der Stadt. Er lobte den Einwohnerbeteiligungsprozess als sehr innovativ und beispielhaft. „Wenn Sie sich andere Großveranstaltungen anschauen, wird man das zukünftig nicht mehr schaffen, ohne wie hier in Werder die Bevölkerung einzubeziehen.“
Werder (Havel), 11.03.2020