Was tun gegen die Schmierereien?
Stadt und Polizei haben unter dem Motto „Stopp den Schmierereien“ einen Info-Flyer herausgegeben. Der Startschuss für die Verteilung wurde am Hotel zur Insel gegeben
Ob Stadtmöbel, Schilder, Spielplätze oder Wände und Fassaden öffentlicher Gebäude: Es vergeht keine Woche, in der an städtischen Einrichtungen in Werder (Havel) keine Schmierereien entdeckt werden. Eine Bushaltestelle in der Kemnitzer Straße beispielsweise muss fast jede Woche gereinigt werden. Ein Treppenaufgang im Parkhaus am Stadtbahnhof ist nach jeder Reinigungsaktion wieder verunstaltet. Am Aussichtsturm auf dem Weinberg ist nach wiederholten Schmierereien eine Kameraüberwachung installiert worden. Auch private Häuser in der Stadt und den Ortseilen bleiben nicht verschont.
Um die Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren, haben die Stadt Werder (Havel) und die Polizeidirektion West unter dem Motto „Stopp den Schmierereien“ einen Faltflyer herausgegeben. Er wird in dieser Woche durch die Post in den Haushalten der Stadt Werder (Havel) verteilt. Werders Bürgermeisterin Manuela Saß und der Stellvertretende Leiter der Polizeidirekltion West, Sven Mutschischk, haben vor dem Hotel zur Insel heute den symbolischen Startschuss für die Verteilung gegeben.
Auf dem Flyer gibt es u.a. Informationen und Kontakte zum Umgang und Vermeidung von Graffiti. Auch an die ständige Belohnung von 1000 Euro wird erinnert. Sie ist von der Stadt für Hinweise ausgesetzt worden, die zur Ergreifung von Tätern führen, die städtische Einrichtungen beschmiert haben. Ziel ist es, mehr Werderaner für den Einsatz gegen die Schmierereien zu gewinnen.
Manuela Saß, Bürgermeisterin von Werder (Havel):
„Der Prozess der Stadtverschönerung wird durch wenige, im Dunkel der Nacht agierende Serien-Sprayer leider sehr erschwert. Wir werden die Aufmerksamkeit der gesamten Stadtgesellschaft benötigen, wenn wir daran etwas ändern wollen. Mit dem Flyer möchten wir einige Hinweise zur Vorbeugung und zum Umgang mit den Schmierereien geben. Niemand sollte vor einer Anzeige zurückschrecken. Die Beseitigung solcher Sachbeschädigungen kostet sehr viel Geld, das sind keine Kavaliersdelikte.“
Die Stadt selbst bemüht sich, Schmierereien an öffentlichen Einrichtungen innerhalb von 48 Stunden zu beseitigen. Regelmäßig gibt es dazu Kontrollfahrten. In diesem Jahr hat die Stadt bereits rund 35.000 Euro zur Graffitibeseitigung aufgewendet, im Vorjahr waren es 16.000 Euro. Neu ist, dass seit einiger Zeit auch Einrichtungen beschmiert werden, die laut ungeschriebenem Codex der Szene verschont bleiben: etwa Denkmäler wie im Park Petzow, Straßenflächen, Baumstämme im Stadtwald und am Plessower See oder Wände von WC- oder Trafohäuschen, die von Künstlern mit regionalen Motiven gestaltet wurden.
Die von vielen Werderanern empfundene Zunahme der Schmierereien, die sich auch in den steigenden Kosten der Stadtverwaltung zeigt, spiegelt sich derzeit nicht in der Polizeilichen Kriminalstatistik wider. Wurden 2019 noch 80 Fälle von Sachbeschädigungen durch Graffiti im Gebiet der Stadt Werder mit allen Ortsteilen gezählt, waren es 2020 nur 65 Fälle. Der rückläufige Trend setzt sich im laufenden Jahr fort. Bei der Bewertung der Zahlen ist zu berücksichtigen, dass offenbar weniger Graffiti-Schmierereien angezeigt werden und damit die Polizei erreichen. Für eine erfolgreiche Strafverfolgung ist aber die Initiative von Betroffenen oder Zeugen wichtig.
Der Leiter des Direktionsstabes der Polizeidirektion West, Polizeidirektor Sven Mutschischk:
„Die Polizei kann bei Schmierereien nur dann aktiv werden und Ermittlungen sowie unterstützende operative Maßnahmen einleiten, wenn es eine Anzeige gibt. Wenn Betroffene ein illegales Graffiti also nicht anzeigen, können unsere Ermittler weder Spuren sichern noch auf die Suche nach möglichen Tatverdächtigen gehen. Deshalb sagen wir ganz deutlich: Wenn Sie Farbschmierereien an ihrem Eigentum feststellen, dann erstatten Sie umgehend Anzeige bei der Polizei. Das geht auch ganz bequem online. Und wenn Sie Farbschmierer auf frischer Tat beobachten, dann wählen Sie den Notruf der Polizei 110!“
Die Polizeidirektion macht deutlich, dass Stadt und Polizei bei der Bekämpfung der Graffiti-Schmierereien eng zusammenarbeiten und empfiehlt auch privaten Eigentümern, vorzubeugen und im Schadensfall schnell aktiv zu werden.
Der Leiter des Polizeireviers Werder (Havel), Polizeihauptkommissar Stefan Wetzel:
„Wir als Revierpolizei stehen bezüglich der Sachbeschädigungen an öffentlichem bzw. städtischem Eigentum immer in engem Austausch mit der Stadt Werder. Unsere Revierpolizistinnen und Revierpolizisten achten natürlich auch auf Beschädigungen an privaten Gebäuden und sprechen betroffene Eigentümer auch gezielt an. Wenn jemand an seinem Eigentum, z.B. der Hausfassade, ein illegales Graffiti feststellt, dann sollte es nach der Anzeige bei der Polizei und der Dokumentation des Schadens vor allem zeitnah entfernt werden. So können Betroffene verhindern, dass weitere Schmierereien dazu kommen und signalisieren – hier werden Graffitis nicht geduldet!“
Werder (Havel), 22.11.2021