Ein etwas anderer Sprung in die Havel
Aus 400 Metern Höhe trainieren Soldaten des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr die Wasserlandung im Schwielowsee.

Der Sprung aus dem Maschinenheck ist jedes Mal aufs Neue ein Erlebnis für alle Springer.
Wasser und Bewegung sind Begriffe, die am Schwielowsee im Sommer häufig zusammenfallen und verschiedenartig ausgeübt werden. Doch in den letzten Tagen hat die Abteilung Spezialoperationen des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr beides in einer Form durchgeführt, die auch in Brandenburg nicht alltäglich ist.
Nach der erstmaligen Übung im Schwielowsee im vergangenen Jahr war die Abteilung in dieser Woche erneut mit der Durchführung des „Notfallverfahrens Wasserlandung“ beauftragt. Insgesamt rund 85 Soldatinnen und Soldaten führten den vorschriftsmäßigen Sprung in die 1400 mal 400 Meter großen Landezone durch.
Oberst Marc-Ulrich Cropp ist Chef des Stabes der Abteilung Spezialoperationen und Leitender der Ausbildung. „Wir haben in den letzten Wochen viele Verantwortliche im wahrsten Sinne des Wortes mit ins Boot geholt, damit alles klappt“, erklärt er am Dienstag um kurz nach 10 Uhr.
Zu diesem Zeitpunkt ist die Maschine vom Typ Dornier M 28 Skytruck bereits in der Luft. Vom circa zehn Flugminuten entfernten Flugplatz Gatow überquert das Flugzeug den See und lässt aus 400 Meter Höhe fünf Springer pro Umlauf aus dem Heck der Maschine.
Bewegung in Luft und Wasser erfordert Koordination
Auch auf dem Wasser ist Bewegung. Spezialpioniere aus Saarlouis sind in kleinen Booten unterwegs und nutzen die rund 80 Sekunden Sprungzeit, um sich „ihren Springern“ gleich zuzuordnen. Der Sprungdienst ist kein einfaches Unterfangen – ganz besonders in diesem Jahr, in dem der heiße und trockene Sommer nicht spurlos an den Binnengewässern vorübergegangen ist.

Die Maschine vom Typ Dornier M 28 Skytruck startet vom circa zehn Flugminuten entfernten Flugplatz Gatow.
Zu den Absprachen und Koordinierungen, an denen neben der Gemeinde auch die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Werder (Havel), Polizei und das Technische Hilfswerk beteiligt sind, gehört auch die Überprüfung der Beschaffenheit des Sees. Infolge der Witterung der letzten Monate hat der See deutlich an Wasser verloren und die Kontrolle der Wassertiefe ist von entscheidender Bedeutung.
Übung und Ausbildung am Limit
Aktuelle Karten der zuständigen Behörde weisen eine durchschnittliche Tiefe von vier Metern in der Landezone aus und damit genau einen Meter mehr, als mindestens vorgeschrieben ist.
Aber auch vier Meter Wassertiefe stellen die Springer vor Herausforderungen, denn die rund 17 Kilogramm schwere Ausrüstung macht sich nach Wasserberührung sofort bemerkbar. Eine gute und zügige Koordination zwischen Flugzeug, Springern und Booten ist hier unerlässlich. Außerdem muss bei einer solchen Übung zwingend ein Arzt vor Ort sein. Doch alles läuft planmäßig und ohne Zwischenfälle.
Oberst Cropp hat für den reibungslosen Ablauf ein erfahrenes Combat Control Team am Bootsanleger in Petzow eingesetzt - sowohl ausgebildete Springer als auch Fluglotsen. Der Funkverkehr ist rege und sekundengenau getaktet, denn die anfliegende Maschine wird exakt ins Ziel dirigiert und der Zeitpunkt des Absetzens von unten befohlen.
Bürgermeisterin: Stadt bietet jederzeit Unterstützung
Die Boote brauchen nur wenige Minuten, nachdem sie alle Springer aus dem Wasser gefischt haben, um den Bootsanleger des Resorts Schwielowsee zu erreichen. Dort verpacken die Springer ihre Ausrüstung, ziehen sich um und fahren mit dem Bus zurück nach Gatow, um sich für den nächsten Umlauf fertig zu machen.

Die Soldaten springen immer in kleinen Gruppen. Jeder Springer nimmt an mehreren Umläufen teil.
Oberst Cropp ist mit diesem Ablauf sehr zufrieden: „Sowohl die springende Abteilung, als auch das Funktions- und Kontrollpersonal konnten das Verfahren sehr gut üben, wir haben uns auch darüber gefreut, dass viele Zuschauer am Land und auf dem Wasser mit dabei waren.“
Davon überzeugte sich auch Bürgermeisterin Manuela Saß. Wie auch im letzten Jahr schaute sie sich das Spektakel an: „Wir freuen uns sehr, dass die Bundeswehr so prominent in unserem Stadtgebiet übt und bieten jederzeit alle erforderliche Unterstützung.“
Quelle: Einsatzführungskommando der Bundeswehr
Werder (Havel), 9.09.2022