Durchschnittsmiete weit unter dem Durchschnitt
HGW-Geschäftsführer Thomas Lück wünscht sich in der Darstellung der kommunalen Gesellschaft mehr Sachlichkeit. Und nennt ein aktuelles Beispiel.
HGW-Objekt Am Zernsee 20/21.
Der Geschäftsführer der Haus- und Grundstücksgesellschaft Werder, Thomas Lück, war Gast der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft, Landwirtschaft, Tourismus und Finanzen. In einer Präsentation informierte er über die Arbeit, die Struktur und aktuelle Projekte des kommunalen Unternehmens, das aktuell 661 Wohnungen und sechs Kitas, eine Rettungswache und ein Feuerwehrdepot im eigenen Bestand hat.
Offen sprach Thomas Lück auch über Mieterhöhungen der Gesellschaft, deren Aufsichtsrat durch Stadtverordnete besetzt ist. Auch wenn es sich für die Betroffenen nachvollziehbar um ein emotionales Thema handelt, würde er sich in der öffentlichen Darstellung bei einer Durchschnittsmiete von 6,32 Euro pro Quadratmeter im HGW-Bestand (Stand 2022) bisweilen mehr Sachlichkeit wünschen.
Jüngstes Beispiel: Ein Zeitungsbericht mit der Überschrift „Mieter der HGW Werder beklagen Mieterhöhungen trotz dauerhaft schlechtem Wasser". In dem Bericht wird nicht zum ersten Mal impliziert, dass die HGW unberechtigte Mieterhöhungen vornehmen und sich nicht um ihren Bestand kümmern würde. Das Gegenteil ist der Fall.
Leitungsaustausch läuft nach einem Jahr
Thomas Lück stellte den Ausschussmitgliedern die Faktenlage in dem Beispiel-Fall dar: Bei einer Untersuchung der Wasserqualität Am Zernsee 20/21 waren erhöhte Blei- und Eisenwerte, aber auch Legionellen festgestellt worden. Hohe Blei- und Eisenwerte haben oft mit dem Material älterer Wasserleitungen zu tun. Legionellenprobleme können bei älteren Bauten mit falsch dimensionierten Leitungen auftreten, manchmal auch bei falsch verstandenen Energiesparmaßnahmen.
Im Mai 2022 sind die Mieter in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt des Landkreises über die Situation informiert worden. Die Leitungen wurden thermisch desinfiziert. Gut ein Jahr später laufen nach umfangreichen Vorbereitungen und der Ausschreibung der Leistungen bereits die Bauarbeiten für den kompletten Leitungsaustausch, sie werden im August abgeschlossen sein. Die HGW wird für die Sanierung rund 700.000 Euro ausgeben.
Reine Instandsetzungen - also hier der reine Rohraustausch - werden grundsätzlich nicht auf die Miete umgelegt. „Das wäre ungesetzlich", so der HGW-Geschäftsführer. „Die erstmalige Dämmung der Rohre führt aber zur Energieeinsparung. Bei der Verstärkung der Elektrosteigstränge und dem erstmaligen Einbau von FI-Schutzschaltern für die Steckdosen in Bädern handelt es sich um Wohnwertverbesserungen." Bei diesen Maßnahmen handele es sich um Modernisierungen, die mit 8 Prozent auf die Miete umgelegt werden.
Mieter in umfangreichen Schreiben informiert
Alle Mieter sind in umfangreichen Schreiben detailliert über die Aufwendungen informiert worden. Auch wenn der Zeitungsbericht etwas anderes impliziert, haben alle Mieter der Durchführung der Maßnahmen zugestimmt, so Thomas Lück. Sie dürfen sich auch über eine Neuverfliesung des Bades und über neue Sanitärobjekte freuen. Von diesen teuren Baumaßnahmen wird kein Cent auf die Miete umgelegt.
Die HGW hatte das Objekt 2008 in einem sehr schlechten Zustand übernommen und energetisch saniert. „Die Durchschnittsmiete wird sich dort jetzt von 6,40 auf 7,56 Euro pro Quadratmeter erhöhen", so Thomas Lück. Auf immoscout24 wird die Durchschnittsmiete in Werder aktuell mit 10,22 Euro angegeben.
In diesem Jahr werden die Mieterhöhungen im gesamten HGW-Bestand hochgerechnet etwa ein Prozent betragen - bei einer Inflationserwartung von 5,1 Prozent, so der HGW-Geschäftsführer. Auch die HGW habe bei der Unterhaltung ihres Bestandes deutlich höhere Aufwendungen.
Werder (Havel), 5.07.2023